Casa Calvet

Fast konnte das Projekt Casa Calvet nicht so durchgeführt werden, wie Gaudí es geplant hatte. Das Bauamt verweigerte die Baugenehmigung, da das Haus zu hoch werden und die anderen Gebäude überragen würde. Gaudí änderte die Pläne und verzichtete auf die beiden runden Giebel. Trotzdem wurde der Bau aber mit dem ursprünglichen Plan genehmigt und gebaut. Da das Casa Calvet die anderen Gebäude überragt kann man annehmen, dass die Genehmigung unter dem Druck seines Bauherren Pere Màrtin Calvet zustande kam.

Der Industrielle Calvet war vor allem in der Textilindustrie tätig. Das Haus sollte Arbeits- und Wohnhaus werden. Im Erdgeschoss entstand sein Laden für Stoffe und im Untergeschoss waren die Arbeitsräume der Angestellten. Die oberen Geschosse waren die Privat- und Arbeitsräume des Hausherrn.

Das Gebäude Casa Calvet

Baubeginn war 1898, eröffnet wurde das Modernisme-Haus 1900. Das Haus fügt sich harmonisch, man könnte fast auch sagen "unauffällig" in seine Umgebung ein. Wenn man es nicht weiß, dass hier ein Gaudí-Haus steht, könnte man es leicht übersehen. Die Fassade wirkt elegant und ganz untypisch für Gaudí fällt die Symetrie und die Geradlinigkeit der Fassade auf.

Gebaut wurde das Haus aus Stein, den man auf dem Montjuïc abgebaut hatte. Doch etwas typisch Gaudí kann man doch an der Fassade finden: die runden Balkone, auf denen Geländer aus Schmiedeeisernem Stahl angebracht sind.

Am Fuße der Giebel befinden sich drei Büsten: die erste ist dem Heiligen Peter der Märtyrer gewidmet. AUf Katalanisch Sant Pere Màrtir, der Namensgeber des Bauherrn. Die beiden anderen dem heiligen Genesius von Arles und dem heiligen Genesius von Rom, die beiden Schutzheiligen Calvets Heimatstadt.

Gaudí verstand es, die Gebäude mit Details zu füllen, die sich auf das Leben und Wirken seiner Auftraggeber beziehen. So flankieren zwei Säulen in Form von Baumwollspulen den Eingang, eine Initiale "C" tront über der Haustür.

Eine Leidenschaft Calvets - das Pilzsammeln -  diente Gaudí als Inspiration für weitere Designelemente, innen wie außen: so sollen die beiden runden Dachgiebel und auch die runden Balkone an Pilze erinnern.

Antoni Gaudí war nicht nur ein genialer Architekt, sondern auch ein ebensolch genialer Designer. Wie bei den meisten seiner Werke gestaltete Gaudí auch die Innenausstattung des Hauses. So zum Beispiel Stühle, den Schreibtisch, das Sofa und vieles andere. Diese können Sie heute im Museum des Casa Batlló besichtigen.

Eine kleine Anekdote am Rande: insgesamt befinden sich sieben (!) Häuser von Gaudí auf der Welterbeliste der UNESCO. Aber das Casa Calvet war das einzige Haus, für das Gaudí zu Lebzeiten einen Preis erhielt: 1900 verlieh der Stadtrat von Barcelona Gaudí den Preis für das schönste in diesem Jahr fertiggestellte Gebäude.

Casa Calvet heute, ist eine Besichtigung möglich?

Leider nein, das Casa Calvet befindet sich in Privatbesitz. Außer den Schokoladenladen der Chocolates Brescó und das Restaurant ist das Haus nicht öffentlich zugänglich. Sollten Sie sich für die Werke Gaudís interessieren, so lohnt es sich schon, einen Tisch im China Crown zu reservieren. Es bietet sehr gute asiatisch-internationale Küche und Sie können hier ein wenig ein Gefühl dafür erhalten, wie sich Gaudí das Haus vorstellte.